SAGEN DER ALPSTEIN-SEEN

 

Oberhalb des Dorfes Sax erhebt sich zu Füssen der östlichen Alpstein-Kette der Burghügel mit der Ruine Hohensax, um die sich im Lauf der Jahrhunderte manch merkwürdige Geschichte rankte, so auch die folgende.

 

Der Graf von Sax gebot einst nicht nur über einen Teil des Rheintals, sondern auch über die schönsten Weiden in den Alpstein-Bergen. Diese schenkte er seinem Sohn Heinrich als Hochzeitsgeschenk bei der Vermählung mit der Grafentochter Elisabeth von Werdenberg.
 
An einem sonnigen Spätfrühlingstag brach das junge Grafenpaar auf Burg Hohensax hoch zu Ross auf, um die Sommerweiden hinter der Bergkette der Kreuzberge aufzusuchen. Lang und steil war der Ritt vorbei an Gadöl hinauf nach Gamadür, wo der Graf eine Jagdhütte besass, direkt unter der Saxerlücke. Dort stellten sie ihre Pferde unter und übernachteten in der Hütte.
 
Anderntags stiegen sie zu Fuss zur Saxerlücke hinauf. Dort setzten sie sich nieder und genossen die Aussicht hinunter zur Alp Fählen. Das Bergtal bis hinauf zum Altmann bot mit seinen aufragenden Felstürmen über grünen Alpmatten einen unvergesslichen Anblick. Der jungen Gräfin kamen darob Tränen der Freude, die zu Boden glitten, schliesslich zum Bächlein wurden, und die Talsenke zu ihren Füssen aufzufüllen begannen ? der Fählensee entstand. Als sich sogar der Überlauf den Stiefelweg hinunter ins Tal der Sämtis-Alp ergoss, wand sich dort der Wasserschwall bis zu einer bewaldeten Felsplatte unter der Alp Sigel, wo sich bald das Wasser staute ? es entstand der Sämtisersee. Darin spiegelten sich die Widderalpstöcke und die steilen Kalkfelsplatten der Dreifaltigkeit.
 
Als die Tränenflut der Gräfin verebbte, wunderte sie sich, was für eine Landschaft wohl jenseits der gegenüberliegenden Marwees ihrer Entdeckung harrte. Also stieg das Grafenpaar hinunter zum Rheintaler Sämtis und steil hinauf zur Bogartenlücke. Dort staunten sie erst recht, als sie die idyllische Landschaft zwischen Marwees und Säntis erstmals erblickten. Tief unter ihnen lag hinter einem Felsenriegel eine Talmulde, die sich weit gegen die Rossmahd hin erstreckte.
 
Abermals geriet die junge Gräfin bei diesem Anblick vor Freude ausser sich und vergoss Freudentränen, die nieder rannen und die Senke langsam, aber sicher auffüllten: Es entstand der Seealpsee. Lange bewunderten sie die friedlichen Berge ringsum samt ihrem Spiegelbild auf dem Wasser. Dann aber rissen sie sich los, um noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder ihre Jagdhütte zu erreichen, hinter der Saxerlücke ? damals und noch heute der zwar beschwerliche, aber kürzeste Zugang der Rheintaler zu ihren Sommerweiden im Alpstein.

 

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